/* https://agu.li/Palomares */ == Die Wasserstoffbomben von Palomares == Es war am 17. Januar 1966 als ein B52-Bomber, beladen mit vier Wasserstoffbomben auf dem Rückweg eines "Übungsfluges" nun zum dritten und letzten Mal während seines 24-stündigen Einsatzes, diesmal über Südspanien, hätte aufgetankt werden sollen. Der B52-Bomber und die KC135, die schwerfällig fliegende Tankstelle, näherten sich knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit. Sie fliegen auf etwa 10'000 Metern Höhe. Beide Mannschaften beider Flugzeuge hatten schon unzählige Male in der Luft aufgetankt. Es hätte Routine sein können. Doch der Ausleger des Tankers verfehlte die Tanköffnung. Er schlug statt dessen auf dem Rumpfholm des Bombers auf. Die scharfe, plötzliche Berührung brach dem Bomber sozusagen das Rückgrat. Flammen rasten am Ausleger empor in die vollen Tanks. 150'000 Liter Düsentreibstoff gingen augenblicklich in Flammen auf. Das Tankflugzeug zerbarst in der Luft und prallte aber mit immer noch erkennbaren Umrissen am Boden auf. Die vier Besatzungsmitglieder überlebten schon das Feuer nicht und wurden völlig verkohlt am Boden gefunden. Die Besatzung des Bombers konnte sich mit den Fallschirmen retten, wobei einer sich vermutlich bei der Zündung des Fallschirms derart verletzt hatte, dass er schon in der Luft bewusstlos geworden sein musste. Teilweise wurden die Fallschirme vom Wind bis zwanzig Kilometer ins Meer hinaus geweht. Der Bomber zerbröselte noch in der Luft. Die Resten der beiden Flugzeuge waren auf einer Kantenlänge von 16 Kilometern über Land und Wasser verteilt. Von Palomares entlang dem Bachbett des Almanzoras bis hinüber fast nach Vera und Villaricos. Ein paar Dorfbewohner von Palomares hatten wohl Glück, dass sie nicht von herabfallenden und teils noch brennenden Teilen der beiden Maschinen getroffen wurden. Und die Wasserstoffbomben? Zu erwähnen ist auch noch, dass damals die Gegend voller tiefer Löcher, beziehungsweise Stolleneingängen aus dem Abbau von Eisenerz, Silber und Kupfer, war. Kaum einer wusste, welches Loch wie tief war und was dort unten auf einen wartete. Weil sich Bergbau schon lange nicht mehr rentierte, war er eingestellt worden, die Leute abgewandert. Man begann gerade den Tourismus, die Badeindustrie, zu entdecken. Vier mal eine Megatonne Sprengkraft. Genug um halb Spanien in die Luft zu jagen. Bereits innerhalb von 24 Stunden wurden die ersten 3 Bomben gefunden. Eine im Bachbett des Almanzora, eine in der Nähe des Friedhofes von Palomares und die dritte in einem Tomatenacker. Die Bombe vom Friedhof war aus ihrer Hülle gefallen, der Sprengstoff explodiert, aber die Uranstange lag "unbeschädigt" daneben. Die Bombe aus dem Tomatenacker war in drei Teile zerbrochen. Auch hier war der Sprengstoff teilweise explodiert und hatte eine schwache nukleare Verseuchung verursacht. Schlimmeres wurde alleine dadurch verhindert, dass die Bombe durch eine Mauer geflogen war und direkt daneben liegen blieb. Die Explosion des Sprengstoffes hatte aber immerhin einige Fenster des daneben stehenden Hauses zerbrochen. Einen der Fenstergriffe fand der Besitzer viel später in einem weit entfernten Acker. Mit der Zeit wurde aber die radioaktive Verseuchung des Gebietes wegen des sehr feinen Plutoniumstaubes und den starken Winden eben doch zum Problem. Immer mehr Felder wurden für den Zugang für die Bauern gesperrt. Bewohner einzelner Häuser wurden evakuiert. Wilde Gerüchte begannen zu kursieren. Der aufstrebende Tourismus und die eben erst anlaufende Badeindustrie waren im höchsten Masse gefährdet. Die Antipropaganda sprach sogar von einem total verseuchten Südspanien. Um die vierte Bombe entwickelte sich eine dramatische und sehr aufwändige Suchaktion. Sie schwebte am Fallschirm etwa fünf Kilometer weit ins Meer hinaus und versank. Es vergingen Wochen, bis sie gefunden wurde und es vergingen weitere Wochen bis sie gehoben werden konnte. Man muss dazu wissen, dass die damalige Technik rund um Unterseebote erst noch in den Kinderschuhen stecke und kaum Erfahrungen mit Unterwasseroperationen vorhanden waren. Kam dazu, dass die Bombe eigentlich lose an den Leinen des Fallschirmes hing und sie jeden Moment hätte weiter abrutschen können. Sie lag im Meer draussen, am Rand eines steilen Abhanges auf etwa 840 Metern Tiefe. Sie konnte erst am 7. April 1966, fast drei Monate nach dem Absturz aus dem Meer gehoben werden. Quelle: Artikel der Zeitschrift Spiegel. Heft Nummern 1967_46, 1967_47, 1967_48, 1967_49